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Ein interkulturelles Bildungs- und Sportprojekt für Jugendliche

EBS Jahresbericht 2015

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Abschlussbericht Namibia Windhuk 2015

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Projektreise Japan 2015

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PROJEKTREISE Japan 2015, Tokyo, 07.- 8.Juni / JOHANNES


Keine zwei Stunden fahren wir mit der Bahn von Fukushima, dann hat uns die Millionenmetropole wieder. Mit dem Taxi geht es zurück zur Goethe Institut, wo wir nur kurz unser Gepäck abstellen und uns frisch machen. Raus aus den Sportklamotten und rein ins Business-Outfit. Über Gerts alte Kontakte haben wir VIP-Tickets für das Spiel der Urawa Reds erhalten. Nach meinen Erfahrungen aus Afrika bin ich gespannt was mich in Asien im Stadion erwartet. Es geht zum ehemaligen WM-Stadion Saitama Stadium 2002. Es wird an diesem Tag nicht ausverkauft sein, aber die knapp 45.000 Zuschauern verbreiten eine super Stimmung. Kyle und ich sind positiv überrascht – Gert kennt das Ganze ja schon von der Seitenlinie.

Auf dem Weg in den VIP-Raum wird Gert immer wieder aufgehalten. Viele alte Weggefährten freuen sich sehr ihn mal wieder zu sehen und wollen ein paar Worte mit ihm wechseln. Im VIP Raum angekommen, wiederholt sich ein mir mittlerweile bekanntes Ritual einige Male. Man stellt sich vor, tauscht Visitenkarten aus, führt kurz Smalltalk und geht anschließend wieder getrennte Wege. Ruck zuck sind meine Karten auch schon weg. Während sich die meisten noch über das leckere Buffet her machen, begeben wir uns auf die Tribüne, um die Atmosphäre zu genießen und die Mannschaften beim warm machen zu beobachten. Wir sind die einzigen auf der VIP Tribüne, die schon da sind. Die Plätze füllen sich erst kurz vor dem Anpfiff. Wir treffen den Chairman der Liga wieder. Er hatte eigentlich Karten für das CL-Finale in Berlin. Da aber die Reds die Möglichkeit haben, heute Meister zu werden, musste er in Japan bleiben.

Das Spiel beginnt schwungvoll, doch nach zehn Minuten ist die erste Drangphase der Heimmannschaft vorbei. Viele Fehlpässe und viele lange Bälle machen das Spiel wenig ansehnlich. Die anderen Zuschauer scheinen sich daran wenig zu stören – die Stimmung ist gut. In der Halbzeit geht es für einen kleinen Snack wieder rein. In Deutschland lästere ich immer, dass die VIPs nicht pünktlich aus der Halbzeit kommen – heute bin ich selbst eine Minute zu spät. Das darf zu Hause in der Kurve auch niemand erfahren.

Auch in der zweiten Halbzeit bessert sich das Spiel kaum. Ein Qualitätsunterschied zwischen dem Tabellenführer und dem auswärtigen Kellerkind ist nicht aus zu machen. So gewinnt am Ende der glückliche Tabellenführer mit 1:0. Für den vorzeitigen Gewinn der Herbstmeisterschaft, der für die Teilnahme für das Finale um die Meisterschaft berechtigt, reicht dies nicht. Rechnerisch kann der Zweite noch aufholen.

Nach dem Spiel trifft sich Gert noch mit dem einen oder anderen Spieler um sich über die alten gemeinsamen Zeiten zu unterhalten. Knapp zwei Stunden später ist immer noch Stau auf den Straßen zurück nach Tokyo.

So kommen wir etwas zu spät zum Abschlussessen. Es geht zum Brasilianer. Statt Fisch gibt es hier sehr viel und sehr gutes Fleisch. In geselliger Runde schmeckt es gleich nochmal besser. In einer Bar lassen wir den Abend bei ein paar Bier ausklingen.

Die Koffer sind bereits gepackt als ich ein letztes Mal die vorzüglichen Blätterteig-Teilchen der Gaststätte im Goethe Institut zum Frühstück genieße. Wenig später geht es zum Flughafen. Auf dem Weg erfahren wir, von einem Artikel über das gestrige Spiel. Darin wird erwähnt, dass ein Scout von Borussia Mönchengladbach im Stadion war. Soweit so richtig. Zudem möchte der Autor des Artikels erfahren haben, dass er konkret mehrere Spieler beobachtet hat. Interessant zu sehen wie viel Blödsinn in so Zeitungen stehen kann.

Kaum am Flughafen angekommen, sind wir eigentlich auch schon in der Luft. Da der Platz am Notausgang noch frei ist, werde ich gefragt ob ich diesen einnehmen möchte. Gerne nehme ich das Upgrate in die Premium Economy Class an und genieße jede Menge Beinfreiheit und kann ein paar Stunden schlafen.

Beim Essen lasse ich die Geschehnisse der letzten Tage noch einmal Revue passieren. Viel ist wieder passiert. Ich durchforste das Album meines Handys, das dank unseres „Paparazzi“ Kyle prall gefüllt ist. Jede Menge tolle Momente sind dort festgehalten. Momente die ein normaler Tourist nicht erlebt.

Da ich einige Postkarten in die Heimat schicken soll, suchte ich in den vergangenen Tagen fieberhaft nach einer geeigneten Auswahl. So richtig glücklich wurde ich mit keiner. Es fällt mir schwer „Postkartenmotive“ aus Japan zu verschicken, wenn ich diese nicht gesehen habe. Ich muss an die Frage aus der Heimat denken: „Und ist Japan schön?“ Bestimmt hat Japan sehr schöne Flecken. Zu sehen bekommen, habe ich sie nur auf den Postkarten. Der Fokus dieser Reise war nun mal ein Anderer. Und so dominieren Bilder in meinem Kopf von aufgeschütteter Erde, staubigen Sportplätzen, zerstörten Häusern, freundlichen Menschen und jeder Menge Fisch. Lediglich die letzten Punkte eignen sich vielleicht als Postkartenmotive. Und so werde ich wohl wieder selbst Karten entwerfen und verschicken müssen.

Zum Abschluss kann ich sagen, dass diese Reise anders war, als meine bisherigen Besuche in Afrika oder in den USA. Die Kinder um die es hier geht, sind vielleicht nicht so arm, wie die in Afrika, dennoch haben sie es nicht minder verdient, dass man sich ihrer annimmt. Sie haben in zu Hause und einige auch Familienmitglieder verloren. Selbst jetzt, wo ich die Dimension des Tsunami näher erlebt habe, kann ich mir nicht vorstellen, was diese Katastrophe mit der Psyche eines Kindes anrichten kann. Von daher ist es wichtig, dass wir die nun geöffneten Türen sich nicht wieder schließen lassen. Zusammen mit weiteren Volunteers heißt es nun immer wieder Präsenz zu zeigen. Kurzfristige Projekte haben die Menschen dort zur Genüge erlebt. Es gilt nun langfristig und step by step zusammen etwas aufzubauen. Ob und in welcher Form das gelingt, das lest ihr an gleicher Stelle hoffentlich schon bald.