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Ein interkulturelles Bildungs- und Sportprojekt für Jugendliche

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Abschlussbericht Namibia Windhuk 2015

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Fußballtrainer in Südafrika, „auf Ballhöhe“ - Projektreise 2012

Text: Martin Silberer und Johannes Schröpfer

Das Projekt „Auf Ballhöhe“ verbindet Sport mit Kultur und gibt so jungen Menschen die Chance sich und ihre Fähigkeiten in ganz unterschiedlichen Bereichen zu entdecken und weiterzuentwickeln. Das Projekt entstand Anfang 2004 und damals wie heute geht es dem Gründer Matthias Eiles um die interkulturelle Bildung von jungen Menschen. Durch den Fußballsport werden dabei Themen wie  Gleichbehandlung, Verbindlichkeit, Wertschätzung, Respekt sowie Prävention gegen Rassismus und Gewalt transportiert und vermittelt. Die allesamt ehrenamtlichen Mitarbeiter des Projektes investieren viel Freizeit und Ideen in diese selbstgestellte Aufgabe. Langjährige Kooperationspartner und Unterstützer des Projekts „Auf Ballhöhe“ sind unter anderem Adidas und South African Airways sowie die DFB-Stiftung Egidius Braun. Heute lesen Sie den Bericht von Johannes Schröpfer einem Studenten aus Darmstadt.

Nachdem ich mit „Auf Ballhöhe“ dieses Jahr schon in Amerika Kinder trainiert habe, freue ich mich nun auf eine neue Aufgabe und einen weiteren neuen Kontinent. Mit einer 9-köpfigen Delegation bin ich die nächsten zwei Wochen in Kapstadt um dort in den Townships Kinder zu trainieren. Ich bin gespannt, was mich erwartet und hoffe, dass die Kinder meine Begeisterung für den Fußball teilen werden.

Nach ca. 13 Stunden Flug und einem Zwischenstopp in Johannesburg landen wir schließlich in Kapstadt. Bei strahlendem Sonnenschein entledigen wir uns unserer Pullis und fahren mit zwei Mietautos zu unserer Unterkunft in Camps Bay, einem Stadtteil von Kapstadt. Ich betrete einen neuen Kontinent und bin gespannt, welche neuen Eindrücke mich in der Millionenmetropole erwarten. Die erste gewöhnungsbedürftige Änderung zu Deutschland - mal abgesehen zum besseren Wetter - ist der Linksverkehr.  Bei jeder Kurve stockt mir der Atem, weil ich befürchte, dass wir mit einem anderen Auto kollidieren könnten. Aber wir schaffen es sicher zum Haus. Eigentlich eine sehr schöne Gegend, aber die hohen Mauern mit Elektrozäunen wirken etwas befremdlich.

Am 2. Tag fahren wir nach Khayelitsha, einem der größten Townships. Auch hier gibt es bessere und schlechtere Unterkünfte. Allerdings ist der generelle Standard um einiges schlechter als wir es gewohnt sind. Gerade im Vergleich zur besseren Gegend, wo wir wohnen, ist es ein deutlicher Kontrast. In den Wellblechhütten leben hier auch schon mal 6 Personen und mehr auf engstem Raum. Wie viele es genau sind, kann keiner sagen. Schätzungen gehen von etwa 1,5 Millionen Einwohnern aus. Wir fahren zu Vicky‘s Bed and Breakfast. Dort treffen wir die Teilnehmer aus dem Handwerkerkurs unseres Projektes. Anschließend geht es mit der Gruppe geschlossen zur Bibliothek. Dort gibt es eine Einweisung von unserem Handwerker Andreas Kühn „Kühni“ und Projektleiter Matthias Eiles. Danach darf ich das Auto fahren und sitze zum ersten Mal am Steuer eines Fahrzeugs, dass das Lenkrad auf der „falschen“ Seite hat. Es ist ein merkwürdiges Gefühl mit der linken Hand zu schalten, aber ich bekomme den Wagen in Bewegung und fahre der Gruppe hinterher. Als mir plötzlich ein Auto direkt entgegen kommt, merke ich, dass ich auf der falschen Seite fahre und ziehe den Wagen gerade noch rechtzeitig nach links - verdammte Gewohnheit aus Deutschland!

Eine Stunde später erreichen wir wohlbehalten die Baustelle. Der Rohbau des Hauses ist bereits fertig gestellt –aber das Dach fehlt noch. Ein Gerüst und eine Leiter sucht man hier vergebens. Doch dann sehe ich, wie die Arbeiter geschwind über die Fenster auf die Mauern des Hauses klettern und mit der Arbeit beginnen. Nach kurzer Beobachtungsphase überwindet sich auch Kühni und klettert ohne die gewohnten Hilfsmittel aufs Dach. Und auch wir anderen werden schnell in das Geschehen mit eingebunden. Die Einzelteile des Dachs werden den Arbeitern nach oben angereicht. Immer wieder bleiben Passanten stehen und beobachten zusammen mit den Bewohnern das muntere Treiben. Kleine Kinder kommen zu uns und wollen die „Umlungu“ (ein Zulu Wort, bedeutet „Weißer“) anfassen. Sie zeigen mir den typischen Begrüßungs-Handschlag aus dem Township: man gibt sich die Hand und bevor die Hände wieder auseinander gehen, berühren sich die Daumen. Mir fallen die vielen „Klack“-Laute auf, wenn die Menschen sich untereinander auf „Xhosa“ unterhalten. Die Versuche mir einige Wörter beizubringen, scheitern kläglich an diesen Lauten. Bei „Umlungu“ gibt es diese „Klack“-Laute nicht und nachdem ich mich selbst als „Umlungu“ bezeichne, lächeln alle und verzeihen mir meine fehlenden Xhosa - Fähigkeiten. Bereits jetzt ist mir klar geworden, dass man zwar vorab viel über Townships und deren Bewohner lesen kann, dass aber die Eindrücke, die man dann tatsächlich vor Ort bei den Gesprächen mit den Menschen sammelt, noch viel einzigartiger und vielfältiger sind. Die meisten Touristen, die eine Tour durch die Gegend machen, steigen nur kurz aus um ein paar Fotos zu machen und erfassen bei weitem nicht diese Vielfalt an Eindrücken, die sich mir durch meine ehrenamtliche Mitarbeit im Projekt „auf Ballhöhe“ bietet.

Dann geht es weiter zu meiner eigentlichen Aufgabe auf das „Kwamfundo sports field“. Auf dem Weg dorthin, fahren wir an rostigen Grills vorbei, auf denen teilweise Schafsköpfe oder ganze Hühner liegen. Es würde mich schon interessieren einmal anzuhalten, um etwas davon zu probieren, aber so locker sollte man sich als Fremder in einem Township auch nicht bewegen. Am Sportfeld angekommen warten bereits einige Jungs auf der kleinen Tribüne des Platzes auf Matthias und mich. Die meisten tragen noch ihre Schuluniform mit langen Hosen und Hemd. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde bekommt jeder Teilnehmer ein T-Shirt von Adidas. Anschließend machen wir unser Gruppenfoto. Dann beginnt auch schon das Training. Fußballschuhe hat hier keiner, und die, die überhaupt Schuhe anhaben, ziehen diese schnell aus und trainieren barfuss. Nach dem Warm-up und ein paar Dehnübungen folgt die Arbeit mit dem Ball. Einige der Kinder haben ein bemerkenswertes Körpergefühl und eine sehr gute Technik. Beim abschließenden Spiel fallen mir taktische Mängel auf, aber da der Spaß im Vordergrund stehen soll, unterbreche ich das Spiel nicht. Und so endet die erste Einheit der Jungs. Im direkten Anschluss steht eigentlich ein Training mit Mädchen, aber die sind erst einmal nicht da. Ich merke, dass es einen straffen Zeitplan, wie er in Deutschland gang und gebe ist, in Südafrikas Townships nicht gibt. So müssen wir eben flexibel auf die Gegebenheiten reagieren, warten noch ein wenig und genießen dabei die warmen Sonnenstrahlen. Als wir uns dann doch daran machen unsere Sachen einzupacken, kommt ein Mann, der uns mitteilt, dass die Mädchen unterwegs sind. Da jetzt aber auch unser Handwerker „Kühni“ wieder abgeholt werden muss, macht sich Matthias in Richtung Baustelle auf den Weg. Ich bleibe alleine auf dem Sportplatz zurück und bereite die Übungen für das Training vor.

Und dann stehe ich mitten im Township einer Millionenstadt auf einem Kontinent, den ich vor gerade einmal 24 Stunden zum ersten Mal betreten habe, bin über 9.000 km weit weg von zu Hause und trainiere 18 fußballbegeisterte afrikanische Mädchen.


Nach dem Training muss ich noch etwas warten, bis ich wieder eingesammelt werde. Daher setzte ich mich in eine Ecke auf der Tribüne und versuche mich so vor dem dauerhaften Wind, der durch die Townships weht, zu schützen. Irgendwann setzt sich ein Mädchen neben mich und wir kommen ins Gespräch. Sie erzählt mir, dass sie am kommenden Wochenende auf dem Marktplatz einen Tanzauftritt haben wird und sie verrät mir, dass sie gerne einmal nach Indien reisen möchte. Doch daraus werde leider nichts, fügt sie etwas traurig hinzu, da sie es sich wohl nie leisten können wird. Sie fragt mich woher ich komme und ist erstaunt, dass ich eine so lange Reise auf mich genommen habe, „nur“ um hier Training zu geben. Mir zeigt er einmal mehr, wie weit die Schere zwischen Arm und Reich auseinander geht. Dann kommt auch schon Matthias und wir fahren gemeinsam nach Hause, zurück in ein Viertel das die Probleme aus den Townships nicht kennt. Hier befinden sich hinter fast jeder Mauer ein Pool und eine gepflegte Grünfläche. Meist ordentlich gepflegt von Bewohnern der Townships, die tagsüber für die Mitglieder einer Überflussgesellschaft arbeiten und abends zurück in eine ganz andere Welt fahren.

 

Der 3. Tag beginnt mit einer Fahrt zur Baustelle, auf der jetzt bei mehreren Gebäuden bereits die Dachstühle fertig gestellt sind und nun auf ihre Dachziegel warten. Anschließend besuchen wir einen Kindergarten und werden hier von den Kindern, die sich bereits vor dem Gebäude versammelt haben, mit einem Lied begrüßt. Das erste Lied ist kaum verstummt, da beginnt schon das Nächste.  Einige Kinder stehen auf und fangen an zu Tanzen und zu Klatschen. Gute zwanzig Minuten reihen sich so Lied an Lied und zaubern nicht nur den Kindern, sondern auch den „Umlungus“ aus Deutschland ein Lächeln ins Gesicht. Danach übergeben wir Spenden aus Deutschland und ein Plakat der Kinder des Kindergartens von St. Marien aus Seligenstadt, das diese extra für die Kinder in dem afrikanischen Kindergarten angefertigt haben.

Anschließend geht es für mich weiter zum Sportplatz, auf dem die Jungs bereits auf die heutige Trainingseinheit warten. Zunächst bekommen alle, die am Vortag nicht kommen konnten, ebenfalls ein Shirt. Als Matthias einem Jungen eines geben möchte, antwortet dieser, dass er bereits gestern eins erhalten hat. Schnell ruft er die komplette Gruppe zusammen um das vorbildliche Verhalten allen mitzuteilen. Ehrlichkeit ist eine wichtige Eigenschaft im Leben. Er hätte das zweite Shirt auch einfach nehmen können, hat sich aber für den ehrlichen Weg entschieden und bekommt das Shirt daher zur Belohnung trotzdem. Die anderen klatschen anerkennend. Nach dem Abschlussspiel der Jungs kommen die Mädchen heute pünktlicher als gestern zum Training. Auch heute leite ich das Mädchentraining wieder alleine, doch diesmal weiß ich schon zu Beginn, dass ich es schaffen werde. Neben dem obligatorischen Warm up und den Technikübungen nehme ich, auf Wunsch der Mädchen, auch eine kurze Taktikeinheit ins Programm. Nach dem Training verabschiede ich mich bis zum Turnier am Sonntag.

Der erste Tages-Programmpunkt am heutigen Samstag „Wanderung auf den Tafelberg“ wird wegen der aufziehenden Wolken am Himmel verschoben. Dafür gehe ich mit Matthias eine Runde joggen. Die atemberaubende Kulisse auf unserer Joggingstrecke entlang der Küstenstraße führt dazu, dass die eingeplante Stunde schnell überschritten wird. Und als dann das WM-Stadion in Sicht kommt, laufen wir natürlich auch noch bis dorthin. Nach insgesamt ca. 12 km machen wir an der Waterfront eine kurze Pause und gönnen uns einen kleinen Snack mit Bananen und Wasser aus dem Supermarkt. Anschließend geht es aus Zeitgründen mit einem Blacktaxi zurück, aber da der Fahrer nicht bis nach Camps Bay fährt, müssen wir die letzten 4 Kilometer doch wieder joggen.

Nach dem Duschen geht es auf das Cultural Diversity Festival in Khaylitsha. Dieses Festival soll den Menschen klar machen, dass auch wenn wir unterschiedlicher Hautfarbe sind, das Blut in unseren Adern doch immer rot ist. Es setzt sich für ein friedliches Miteinander ohne Gewalt ein. Künstler aus verschiedenen Ländern treten auf, die mit ihrer Musik die rund 400 Zuschauer zum Tanzen bringen. Am Abend geht es noch nach Stellenbosch, einer bezauberten kleinen Stadt in mitten vieler Weinberge.

Vor unserem ersten Turnier beginnen wir rechtzeitig mit den letzten Turniervorbereitungen. Die 200 T-Shirts für die Teilnehmer werden in den Autos verstaut, Bälle aufgepumpt und Turnierpläne ausgedruckt. Anschließend bekommen wir doch noch ein paar Stunden Schlaf und starten dann in Richtung Veranstaltungsort. Das Turnier beginnt mit der für Südafrika typischen Verspätung. Am Anfang sorgt der DJ, der mit seiner Musik den ganzen Platz beschallt, auch bei der deutschen Vertretung für gute Laune. Nach ein paar Stunden ist man dann aber froh, wenn man mal einen Platz gefunden hat, an dem der Lärm erträglicher ist. Das Turnier selber können wir als Erfolg verbuchen, bei dem es nur Gewinner gibt. Jeder Spieler nimmt freudestrahlend sein T-Shirt entgegen. Für die beiden Erstplatzierten des Jungen- und Mädchenturniers gibt es zusätzlich jeweils einen Satz Trikots, die vom Englischen Schulfußballverband und dem Schweizer Fußballverband gespendet wurden. Wenn die Verantwortlichen des Fußballverbands die lachenden Gesichter sehen werden, finden hoffentlich noch mehr Trikots den Weg hier her. Geschafft von den Anstrengungen, lassen wir diesen Tag in einem italienischen Restaurant ausklingen.

 

Der gesamte Montag steht der Gruppe zur freien Verfügung und so macht sich ein Großteil auf den Weg zum Kap der Guten Hoffnung, nach dem Kapstadt benannt ist. Vorbei an wunderschönen Kulissen fahren wir Richtung Süden, bis wir am „Cape of good Hope“ den südwestlichsten Teil Afrikas erreicht haben. Von den Baboons (Paviane,) vor denen wir gewarnt wurden, sehen wir jedoch keinen. Dafür Touristen aus aller Welt. Auch wir absolvieren zunächst das klassische Touristenprogramm. Anschließend machen wir uns auf den Weg zu einem abgeschiedenen Strand, der zu Fuß erreicht werden kann und entspannen beim Rauschen der Wellen. Leider ist das Wasser für einen längeren Badegang viel zu kalt. Und dann geht es auch schon wieder zurück zum Haus. Unterwegs stoppen wir noch einmal, um den Sonnenuntergang zu genießen. 

Am Abend probieren wir uns in Kapstadt im „Mama Afrika“ durch die afrikanische Küche. Es gibt Springbock, Zulu, Krokodil und Strauß. Abgerundet wird das Ganze mit einem entflammten Schnaps, der zusammen mit Zimt und einer anderen Flüssigkeit mit einem Strohhalm getrunken wird.

An unserem heutigen zweiten freien Tag wollen wir wieder Kräfte für die zweite Woche sammeln. Außer einer kleinen Tour zur Waterfront steht nichts auf dem Plan. Wir schlendern durch die Läden und halten Ausschau nach Mitbringseln für die Freunde in Deutschland. Dann betätigen wir uns doch noch sportlich und Matthias, Kühni und ich joggen von unserem Haus die 6,5 km hoch auf den Lion’s Head. Als wir oben angekommen sind, beginnt es bereits zu dämmern. Ich genieße noch den Ausblick über Kapstadt und beobachte dann wie die Stadt langsam in einem Lichtermeer verschwindet. Bevor es ganz finster wird, geht es wieder runter vom Berg und in Richtung Abendessen, diesmal vom Grill.

Mittwoch der 21. November. Der Tag beginnt mit einer traurigen Nachricht. Vicky, die unter anderem auch mit Hilfe von „Auf Ballhöhe“ viel in Khayletsha bewegt und sich für das Wohl der Gemeinschaft eingesetzt hat, wurde Opfer eines Verbrechens. Auch wenn ich sie bisher kaum kenne, erschüttert mich die Nachricht von ihrem Tod sehr. Dank ihres Einsatzes wurden mehrere Hundert Häuser in den Townships gebaut und an Bewohner weitergegeben. Damit diese Arbeit nicht ins stocken gerät, läuft unser Handwerkerworkshop mit Kühni und Matthias weiter. Am Nachmittag fahre ich mit unserem Volunteer Daniel in einem Blacktaxi in die Stadt. Die Blacktaxis heißen so, weil sie üblicherweise von der schwarzen Bevölkerung genutzt werden. Es sind Kleinbusse, die einen Start und einen Endpunkt haben. Auf der Strecke kann man jederzeit zu- und aussteigen. Die circa 10 km lange Strecke kostet 7 Rand, was umgerechnet knapp 65 Cent sind. Bei dem günstigen Preis sitzt man aber gelegentlich auch mal zwischen Fahrer und Beifahrer, wo man zwar Platz aber keinen richtigen Sitz hat. Außerdem ist die Musik meist so laut, dass man sich die Ohren zu halten muss.

Für das zweite Training für die U11 Kinder wechseln wir den Veranstaltungsort. Wir fahren nun in die andere Richtung von Kapstadt, nach Hout Bay, und finden dort einen wunderschönen Kunstrasen vor. Allerdings ist dieser noch belegt, als wir mit dem Training anfangen wollen, so dass wir das Warm-up auf eine kleine Wiese nebenan verlegen. Es fällt mir zunächst nicht ganz leicht, mir bei den 70! aufgeregten Kinderstimmen um mich herum, Gehör zu verschaffen. Doch mit Hilfe der einheimischen Betreuer, die auch als Übersetzter fungieren, bekomme ich die Kinder nach und nach dazu die Übungen mitzumachen. Pünktlich zum Beginn der Ballarbeit wird der Hauptplatz frei und wir wechseln auf den Kunstrasen. Die Zeit vergeht schnell und nach den Übungen beginnen wir mit den Abschlussspielen in Kleingruppen. Nach dem anschließenden Gruppenfoto versinke ich in einer Traube glücklicher Kinder, aus der ich mich nur mit Mühe wieder befreien kann.

 

Heute, am zehnten Tag, beginnt das Training erst um 15 Uhr und ich starte mit einem Besuch im Botanischen Garten Kirstenbosch in den Tag. Bei strahlendem Sonnenschein erkunde ich die Pflanzenwelt Afrikas. Danach geht es zunächst mit dem Taxi und dann mit dem Blacktaxi zurück zum Haus, wo eigentlich eines unserer Autos auf uns warten sollte, um uns zum Training nach Hout Bay zu fahren. Da es aber noch im Verkehrchaos Kapstadts fest hängt, mache ich mich kurzer Hand mit dem Bus auf den Weg, damit ich pünktlich mit dem Training anfangen kann. Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig vor Ort zu sein - und muss dann doch wieder auf die Kinder warten, die gemütlich von der Schule zum Sportplatz schlendern. Als die ersten 10 Kinder da sind, beginne ich mit dem Aufwärmtraining. Tröpfchenweise stoßen weitere Kinder hinzu. Als wir schließlich mit dem Spiel beginnen, sind weit über 50 Kinder auf dem Platz. Da an diesem Tag die U13 trainieren soll, nehmen wir die älteren Spieler vom Platz und lassen den Rest elf gegen elf auf dem großen Feld spielen. Und damit endet dann auch schon unser letztes Training für dieses Jahr. Nach getaner Arbeit können wir uns nun ganz entspannt auf den  am Abend anstehenden Stadionbesuch bei Ajax Cape town freuen. Das Spiel gegen Chippa United ist ein Kellerduell in der ersten südafrikanischen Liga. Das WM-Stadion ist daher nur spärlich gefüllt und auch die Qualität des Spiels lässt zu wünschen übrig. Es hat ungefähr das Niveau der dritten Liga in Deutschland. Immerhin sehen wir fünf Tore und so ist der Besuch trotzdem ein Erlebnis.

Nach den zwei Trainingstagen steht auch in dieser Woche zum Abschluss ein Turnier auf dem Plan. Gespielt wird wieder auf dem Kunstrasen, den wir in vier kleine Felder unterteilt haben. In vier Altersklassen kämpfen 32 Mannschaften um den Titel. Fünf Freunde von Matthias haben sich bereit erklärt während des Turniers für die teilnehmenden 220 Kinder Würstchen zu grillen und so starten die Kinder gestärkt in die Finalspiele. Bei der abschließenden Siegerehrung bekommt auch diesmal jede Mannschaft T-Shirts. Die Sieger erhalten einen Trikotsatz des englischen Verbandes und Bälle fürs Training. Anschließend wird noch aufgeräumt und alles in die Autos verstaut. Asraf, der bei Ajax Cape Town arbeitet, fährt mich anschließend noch einmal durch Hout Bay. Er zeigt mir das Township, den Hafen und einen schönen Ausblick auf die Bucht. Anschließend fährt er mich zum Haus zurück, wo ich schnell dusche und mich dann mit den anderen auf den Weg in die Stadt zum Essen mache. Frisch gestärkt erkunden wir anschließend noch das Nachtleben von Camps Bay.

Leider verderben auch heute, am 12. Tag, uns die Wolken einen Aufstieg zum Tafelberg, was allerdings den Vorteil hat, dass wir ausschlafen können. Dann starten wir entspannt in den letzten Tag in Südafrika. Während Matthias und ich noch einmal eine neue Joggingroute in die Stadt ausprobieren, fahren die anderen mit dem Auto zum Treffpunkt nach Downtown zum Short Market. Am Abend trifft sich die ganze Delegation noch einmal zu einem gemeinsamen Abschlussessen.

 

Und dann ist auch schon der Tag der Abreise gekommen. Ich stehe auch diesmal wieder früh auf und richte meinen Blick Richtung Tafelberg, in der Hoffnung, dass das Wetter heute einen frühen Aufstieg zulässt - und siehe da: Am Berg ist keine Wolke erkennbar. Also mache ich mich mit Kühni und Matthias auf den Weg zum Fuße des Tafelbergs. Auf einem Schild ist der Aufstieg kurz dargestellt und als zweieinhalb Stunden Wanderung ausgeschrieben. Wir sind schon nach 47!! Minuten oben und können von dort den tollen Ausblick über Kapstadt und die Umgebung genießen. Nach ein paar Fotos und einem Café müssen wir leider auch schon wieder zurück zum Auto. Wir müssen schließlich noch packen und pünktlich am Flughafen sein. Während des Fluges nach Johannesburg nutze ich die Zeit für ein kurzes Nickerchen - die letzten Tage waren doch sehr anstrengend, da wir ständig auf Achse waren.

Nach 11 weiteren Stunden Flug landen wir in München. Olli, unserer Fotograf, hat es jetzt besonders eilig, da er noch seinen Anschlussflug nach Berlin bekommen muss. Wir dagegen genießen bei einer gemütlichen Zugfahrt die letzten Kilometer nach Hause. Eine gute Gelegenheit die Erlebnisse in Südafrika noch einmal Revue passieren zu lassen. Wir haben eine Menge erlebt und die zwei Wochen sind wie im Flug vergangen.

Am meisten sind mir die vielen lachenden Gesichter und die Menschen, denen wir mit Wenig eine Freude machen konnten im Gedächtnis. Die Kinder, die in ihrer Schuluniform auf dem Sportplatz dem Ball nachjagen und mich mit „Umlungu“ - Rufen unter sich begraben. Außerdem bleibt die wunderschöne Landschaft Südafrikas präsent, die ich bei meinen Joggingrunden erkundet habe und die schnell vergessen lässt, wie dicht hier Arm und Reich nebeneinander wohnen.  Für mich steht fest, dass ich auf dieser Reise Eindrücke gewonnen habe, die ich in keinem Buch finden könnte und die auch viele normale Touristen (die sich teilweise im Mercedes durch die Townships fahren lassen) nicht bekommen können. Für mich war es sehr interessant zu sehen, wo das gespendete Geld am Ende ankommt und was damit bereits erreicht wurde. Insgesamt war es eine Zeit, die ich nie vergessen werde und für mich steht auch fest, dass ich wieder kommen werde. Wenn ich mir heute ansehe, was durch das Projekt „Auf Ballhöhe“ bisher schon alles erreicht wurde, steht für mich fest, dass dieses Projekt weitergehen muss und dass ich meinen Teil dazu beitragen werde!