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Ein interkulturelles Bildungs- und Sportprojekt für Jugendliche

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PROJEKTREISE Japan 2015, Iwaki, 04.-05.Juni / JOHANNES


Die wenigen Sachen, die ich in den letzten Tagen ausgepackt hatte, verstaue ich schnell wieder im Koffer. Wir verabschieden uns vom Hausbesitzer und sind wenig später auf der Autobahn Richtung Iwaki.

Wir gucken nicht aus den Fenstern, sondern auf unsere Smartphones. Der Weg führt uns heute am Atomkraftwerk in Fukushima vorbei, und so recherchieren wir noch einmal was welche Strahlenwerte bedeuten. Einiges finden wir, dennoch konnte die eine oder andere Feinheit nicht abschließend geklärt werden.

Und dann taucht das erste Schild am Rand der Straße auf. Es zeigt die Spanne der Mikrosievert Werte an, die uns entlang der Strecke erwarten. Alles im grünen Bereich – die Werte sind weit unter der zugelassenen Grenze. Dennoch wird es merklich ruhiger im Auto. Es ist ein seltsames Gefühl, zu wissen, dass da etwas ist und dennoch nichts zu spüren oder zu sehen. Der Hals kratzt ein wenig – bilde ich mir zumindest ein.
Das nächste Schild taucht auf, der Wert ist unwesentlich höher. Der Wind steht wohl günstig.

Im übrigen Land sieht man überall akkurat angepflanzte Reisfelder. Die einzelnen Pflanzen stehen fein säuberlich in Reih und Glied. Dafür ist regelmäßige Arbeit notwendig. Dies wird deutlich, wenn diese Arbeit nicht mehr in die Felder investiert wird.

Als der Super-GAU 2011 das Land erschüttert, werden 100.000 Menschen evakuiert. Erst die, die Bescheid wussten – die Mitarbeiter der Kraftwerke und deren Angehörige und im Anschluss der Rest. In Reisebussen werden sie abtransportiert und in Sicherheit gebracht. Seit diesem Zeitpunkt liegen die Felder brach, und nach und nach erobert sich die Natur Feld für Feld zurück. Lediglich vereinzelt werden Felder in diesem Sektor noch bepflanzt. Allerdings nicht um Menschen zu ernähren, sondern um die Erzeugnisse wissenschaftlich zu untersuchen.

Ein bisschen gespenstig ist es schon all die schönen Häuser zu sehen und zu wissen, dass sie unbewohnt sind. Vereinzelt sieht man ein paar Arbeiter im Strahlenanzug herumlaufen. Sie tragen die kontaminierte Erde in schwarze Säcke ab.
Wir fahren am nächsten Schild vorbei und der Wert ist deutlich höher, als der Letzte. Der Fahrer zeigt nach links. Mein Blick sucht die Baumwipfel ab, die in Richtung seines Fingerzeigs stehen. In der Ferne entdecke ich einen Schornstein. Er gehört zum Unglückskraftwerk. Bei Nacht ist es hier stockfinster, nur das Kraftwerk ist hell erleuchtet. Tag und Nacht wird alles überwacht, damit es nicht wieder zu einem Zwischenfall kommt.

Wenig später sehen wir ein Straßenschild auf dem ´J-Village` steht. Die japanische Nationalmannschaft hatte hier ihr Trainingszentrum. Nun gibt es wohl Pläne, dass hier in 4 Jahren wieder Fußball gespielt werden soll. Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen.
Der nächste Wert ist wieder deutlich niedriger, das Gröbste ist geschafft. Auf der Strecke sind einige Lastwagen unterwegs, jedoch keine mit Lebensmitteln. Diese dürfen die Strecke nicht nutzen und müssen einen Umweg fahren. Außerdem gibt es die Anweisung der Polizei auf dem Streckenabschnitt nicht zu trödeln, sondern zügig hinter sich zu bringen. Das haben wir dann auch geschafft.

Wir erreichen Iwaki City und haben direkt einen Termin mit dem Auswärtigen Amt. Am Nachmittag geht es dann nach einem weiteren Gespräch mit einem Schulleiter auf den Platz. Vierzig Kinder freuen sich schon riesig auf eine Trainingseinheit mit uns. Nach einer kurzen Zeremonie, die sich die Kinder selbst ausgedacht haben, geht es los. Zu Beginn haben wir noch für jedes Kind ein Geschenk – ein Trikot. Anschließend machen wir uns bei verschiedenen Passformen ein Bild über die fußballerischen Qualitäten der Kinder. Die Kinder haben Spaß und lassen sich auch nicht von der Staubwolke stören. Nach dem Training dürfen wir noch jede Menge Trikots signieren.

Am Abend werde ich mit selbstgemachtem japanischen Essen und einer Geburtstagstorte überrascht. Ein etwas anderer zwar, aber auf jeden Fall ein Geburtstag, der mir in toller Erinnerung bleiben wird, klingt so gemütlich aus.
Der Freitag beginnt mit einer Joggingrunde mit Kyle, die uns unter anderem durch einen kleinen Bambuswald führt. Gert trifft derweil einen alten Bekannten.
Mit Mitsue geht es zu einer kurzen Shoppingtour. Da sie kein Englisch und wir kein Japanisch sprechen, findet die Kommunikation dabei hauptsächlich über einen Übersetzer im Smartphone statt. Ich denke jeder, der so ein Programm schon einmal benutzt hat, kann sich bereits denken, dass das nicht ohne weiteres geklappt hat. So dauerte es zwar etwas länger, aber Spaß hat es allemal gemacht. Mit einer großen Tüte verschiedenster Süßigkeiten verlassen wir den Laden.

Mit dem Bürgermeister von Iwaki haben wir wenig später das letzte offizielle Meeting dieser Reise. Für die motorische Entwicklung von Kindern ist es immens wichtig, dass sie sich vielseitig und viel bewegen. Heutzutage hört man immer häufiger, dass Kinder sich eher zum Spielen an der Konsole verabreden, als zum Spielen draußen vor der Tür. Entsprechend ausgeprägt sind die motorischen Defizite. Während in Deutschland die Wahl drinnen zu spielen meist freiwillig getroffen wird, konnten die Kinder aufgrund der Radioaktivität maximal zwei Stunden am Tag das Haus verlassen. Was das für die Entwicklung und die Psyche der Kinder bedeutet, kann man sich, denke ich, vorstellen.
Entsprechend planen wir für das nächste Training hauptsächlich mit koordinativen Übungen. Als wir uns dem Platz nähern, ist dieser in eine Wolke gehüllt. Eine Staubwolke hängt wie Nebelschleier über dem Platz. Es knirscht zwischen den Zähnen und ich muss husten. Die Kids fegen bereits eifrig in ihren neuen Trikots über den Platz.

Da zeitgleich noch Tennis, Softball, Baseball und Hochsprung trainiert wird, ist unser Platz entsprechend limitiert. Aus einem Klassenzimmer ertönt Blasmusik, die sich zwischen den Sportlern ausbreitet.

Zwei Stunden später endet das Training. Nach weiteren Autogrammen bekommen wir noch ein kleines Abschiedsgeschenk ehe es zurück zur Unterkunft geht. Dort wartet bereits Kyle auf uns, der an diesem Tag eine weitere Schule besucht hat. Frisch geduscht geht es zum Abendessen.