EBS Jahresbericht 2015
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Auf Ballhöhe Blog 2015 Namibia, Windhuk
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Teil 5: Fußballtraining, Karneval, Wochenendausflug - die Zeit vergeht wie im Flug
Jetzt bin ich schon 14 Tage auf einem anderen Kontinent, einem Wunderschönen. Auf der einen Seite fühlt es sich so an, als wäre ich bereits eine Ewigkeit hier, was auch an der Herzlichkeit der Südafrikaner und der umwerfenden Landschaft und Kulisse Kapstadts liegt. Zum anderen rennt hier die Zeit, denn es gibt unter der Woche einfach wahnsinnig viel zu tun. So werde ich von der Tatsache, dass heute schon wieder Montag ist, völlig überrascht.
Am Freitag hatte ich nach der Arbeit als menschliche Hüpfburg oder wie die Kinder mich liebend nennen „Teacher Steffi“ ein Meeting, bei dem es um das Soccer Program für das Turnier am 16. März in der Hillwood Primary School ging. Wir sind mit der Planung für das Fußballturnier ein großes Stück weitergekommen und werden die kommenden Tage bis dahin nutzen, um die Schulen auf den Wettbewerb einzustellen und auch noch den Rest zu organisieren.
Am Abend war ich mit den anderen Volunteers und Leuten aus Lavender Hill auf dem Karneval in Wynberg. Es war sehr witzig mit allen auch mal privat etwas zu unternehmen und einfach mal abzuschalten. Der Karneval hier ist nicht vergleichbar mit dem in Deutschland, sondern eher mit einem Jahrmarkt auf dem jede Nation einen Stand hat. Nachdem wir „in Österreich“ Halt gemacht hatten und uns deutschsprachige Musik ins Ohr säuselte, erlebten wir noch andere Highlights. Wir brachten unseren südafrikanischen Kollegen ein paar deutsche Sätze bei, wichtige Sätze wie: „Halt Stopp - jetzt rede ich!“, oder „Ich hätte gerne ein Bier.“ Natürlichen lernten wir auch in Afrikaans dazu: Eck verstaan dit ni. Was man auf jeden Fall niemals probieren sollte ist der Drink Chinese Suicide - egal wo und wer es euch empfiehlt - das war nicht ganz so lecker und sorgte bei vielen für ein feuriges Gefühl in der Speiseröhre.
Am Samstag ging es nach einem ausgiebigen Frühstück zum Holi One Festival zur Grand Parade. Das Event hat seine Wurzeln in Indien und fand 2012 auch in Deutschland statt. Die Kulisse vor dem Tafelberg bei 30 Grad und guter Musik war gigantisch. Eine schöne Veranstaltung mit einem komplett anderen Publikum als ich es sonst gewohnt bin. Dort trifft man viele Studenten und etwa 10% aller Besucher sind Deutsche.
Um noch ein bisschen was von Kapstadt und der Umgebung zu sehen, haben wir am Sonntag eine Tour zum Hout Bay gemacht. Auf dem Weg dahin passiert man den Chapmans Peak, eine Küstenstraße mitten durch die Natur, für die man gerne einen kleinen Obolus zahlt, weil sie so einmalig ist. In der Wintersaison kommen hier Walbeobachter voll auf ihre Kosten. Trotzdem bin ich froh, dass momentan noch Sommer ist ;-)
Nach der Station fuhren wir weiter zum Camps Bay, einem der Nobelorte rund um Kapstadt. Auch hier habe ich wieder das Gefühl, das es so in Miami oder Kalifornien sein könnte - Palmen an der Promenade und Luxuskarossen rechts und links an den Straßenrändern. Bei einem leckeren, richtigen Kaffee (hier gibt’s sonst nur die Instant version) schauen wir uns den Sonnenuntergang an.
Ich habe wieder sehr viele andere Seiten dieser Stadt gesehen und erlebt und umso seltsamer ist es jetzt für mich wieder nach Lavender Hill zu fahren. Die Menschen dort haben weder Perspektiven noch Ziele vor Augen. Es gibt in Kapstadt einfach so viele Gegensätze. Sie machen diese Stadt spannend aber manchmal auch ein bisschen traurig. Im Township wird den Menschen ein Leben in der Community vorgelebt und das sie nicht an Alternativen denken lässt.
Die neue Woche startet mit einer schockierenden Nachricht. Beim Zusammensitzen in der Morgenrunde erzählt eine der Mitarbeiterinnen ganz nebenbei, dass am Sonntag ein 17- Jähriges Mädchen in Lavender Hil, nur unweit von uns entfernt, erschossen wurde. Wir Volunteers waren sprachlos - ein Menschenleben scheint hier weniger Wert zu sein als in den Nobelorten von Kapstadt oder bei uns in Deutschland.
Auf dem anschließenden Weg durch die Courts zur Levana Primary School habe ich ein mulmiges Gefühl, als könnte jeden Moment etwas passieren. Es klingt vielleicht etwas übertrieben, aber man darf sich vor allem in den Townships einfach nicht zu sicher fühlen. Ich höre wie mir ein paar Männer „Whitie!“ hinterher rufen - sie sind einfach keine weißen Leute in ihren Courts gewohnt, weil sich kein weißer Südafrikaner in diese Gegend traut.
Ich komme sicher an und mache für 23 Kinder das Training zur Vorbereitung auf das Turnier. Beim letzten Training haben sie die Torschüsse und strategischen Übungen gut gemeistert. Aber heute sind die Kleinen etwas aufgedreht - vielleicht ist es die Vorfreude auf den anstehenden Wettbewerb.
Morgen steht erst einmal Administrationsarbeit auf dem Programm bevor es anschließend zur Hillwood Primary geht. Ich bin schon gespannt wie man dort auf die Turnierneuigkeit reagieren wird. Für die Kinder ist es das Größte auf ein Ziel hinzutrainieren, bei dem sie sich dann auch noch mit anderen messen können.