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Ein interkulturelles Bildungs- und Sportprojekt für Jugendliche

EBS Jahresbericht 2015

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Abschlussbericht Namibia Windhuk 2015

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Teil 8: Wasser ist hier nicht das günstigste Getränk


In genau 14 Tagen, oder noch genauer 336 Stunden, werde ich wieder deutschen Boden unter den Füßen haben. Und ich stelle erschreckt fest, dass schon Donnerstag ist und in zwei Tagen das Fußballturnier stattfinden wird. Langsam bekomme ich Bammel davor. Bei der Organisation eines solchen Events in einem fremden Land, erlebt man viele Rückschläge und merkt schnell dass hier vieles anders läuft. Oft nach dem Motto: „Es ist doch noch Zeit und bloß keine Eile“. Aber auch schon davor war mir aufgefallen, dass hier alle irgendwie gelassener und entspannter sind als wir Deutschen, sei es an der Supermarktkasse oder auf der Straße. Trotz dieser ungewohnten, aber total liebenswerten Mentalität, ist es mir gelungen alles alleine auf die Beine zu stellen. Jetzt muss ich nur noch ein paar Besorgungen machen und dann kann es auch schon losgehen. Das Turnier wird am Samstag um neun Uhr in der Hillwood Primary School beginnen. Für mich geht’s aber schon wesentlich früher los, weil zum Beispiel die Snacks vorbereitet werden müssen.

Bei über 35 hungrigen Kickern wird das seine Zeit brauchen. Zum Glück werde ich das auf dem Event nicht alles alleine machen, sondern bekomme fleißige Unterstützung von lokalen und deutschen Volunteers. Und auch wenn Polizei und Bambenanies, Wachleute, vor Ort sein werden, darf man das Ganze nicht unterschätzen. Denn als „Whitie“ fällt man hier nun mal auf, und das spricht sich dann auch schnell rum. Aus diesem Grund werde ich die Preise auch nicht am Samstag, sondern erst in der nächsten Woche feierlich überreichen. Bei der Feier in der Aula werden die Fußballer und Fußballerinnen geehrt und bekommen ihre Präsente. Morgen treffe ich mich deswegen mit Iris Henkel, die mir noch Bälle vorbeibringt. Diese sind für die ersten Plätze vorgesehen, damit die Schulen den Kindern diese für die Pausen ausleihen können. Dann können sie nicht nur bei unserem Soccer Program trainieren, sondern auch in jeder freien Minute ein bisschen kicken und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Denn wenn man sich ein paar von ihnen so ansieht, ist man überrascht, dass sie trotz ihrer Situation so talentiert und professionell mit dem Ball umgehen, und das obwohl es ihnen nicht möglich ist, ein richtiges Training zu finanzieren. Bei dem Turnier wird es vier Teams á sechs Spieler geben. Diese werden zwei mal 15 Minuten gegeneinander spielen. Der Sieger spielt dann nach den Ferien gegen den Gewinner des anderen Turniers um den Pokal. Außerdem bekommt jede Schule eine Urkunde mit einem Foto des kompletten Teams, als Erinnerung an das Turnier und an eine hoffentlich auch für sie unvergessliche Zeit.

Gestern war ich in einem Tag Shops, also einem Kiosk, nur 20 Meter von der New World Foundation entfernt, da ich meine Wasserflasche vergessen hatte. Auf meine Bestellung reagiert der Verkäufer ein bisschen verdutzt. „I don’t have any water, only cool drinks“. Okay dachte ich mir, dann nehme ich eben eine Cola, ohne weiter darüber nachzudenken. Gestern Abend kam mir die Szene dann wieder in den Sinn - es gibt hier einfach kein Wasser zu kaufen, nur viele viel zu süße Getränke. Die Kinder wachsen hier schon mit ungesunden Lebensmitteln auf und gewöhnen sich daran. Im Kindergarten trinken sie zum Beispiel nur süßen Saft und haben anstatt Brot oft „Sweets“ im Rucksack. Am Montag beim Ausflug zum Straßenverkehrsamt, wollten mich einige der Kleinen veralbern, und versuchten heimlich Chips und andere Süßigkeiten zu essen. Doch ich kam schnell dahinter und sammelte alles ein. Und obwohl sie genau wissen, dass sie es nicht dürfen, fiel es mir schwer ihnen etwas wegzunehmen. Sie heben sogar herumliegende Kekse vom Boden auf und wollen sie essen. Ich finde das verrückt und es ist auch ziemlich gefährlich. Auf der Busfahrt bekam ich zum Beispiel von einem der Kinder eine Tablette, bei der es sich um eine sehr starke Schmerztablette handelte. Ich möchte mir nicht vorstellen, was die eventuell angerichtet hätte.

Wieder zurück zum Tag Shop. Ich zahlte also für die Flasche Cola umgerechnet 50 Cent; das günstigste Wasser im Supermarkt kostet umgerechnet 80 Cent (!!). Wasser als ein Grundnahrungsmittel ist hier viel teurer als die ganzen süßen Sachen. Und noch ein weiterer Vergleich: ein Liter Benzin kostet hier etwa 1 € und ist damit wie ich finde gegenüber dem Wasser echt günstig. Die Leute sind so fast schon gezwungen Cola und ähnliches zu kaufen. Das lässt zudem ihren Energiehaushalt schnell ansteigen, wodurch sie sich fitter fühlen. Die Wirkung lässt aber auch genauso schnell wieder nach. Deswegen konsumieren sie so viele Süßigkeiten. Dadurch steigt aber auch die Rate der Diabetiker in Südafrika. Gestern habe ich mich darüber mit Oli unterhalten. Er arbeitet hier für die Food Bank, ist seit drei Jahren in Kapstadt und engagiert sich sehr für die Community vor Ort. In der kommenden Woche wird er mich nach Khayalitsha begleiten. Er kennt das Ganze, da er öfter beruflich dort zu tun hat.

In den letzten Tagen habe ich sehr viel reflektiert und nachgedacht. Aus mehreren Gründen möchte ich gar nicht wieder zurück nach Deutschland. Das Leben ist hier einfach irgendwie erstrebenswerter, erfüllt mich mit Glück und Zufriedenheit. Was mir hier allerdings sehr fehlt, das ist der deutsche Sport mit Fußball, Basketball, Leichtathletik und vielem mehr. Jeden Morgen bringe ich mich erst mal auf den neusten Stand in der Welt des Sports. Die Sportschau am Wochenende, die Montagabendspiele und das Basketballspiel gestern Abend, sind ein großer Teil von mir und fehlen hier. Natürlich bietet auch dieses Land genügend Abwechslung, aber nach vier Wochen muss ich schon sagen, dass ich mich wieder darauf freue. Außerdem vermisse ich hier die Freiheit einfach raus gehen zu können, ohne vorher zu überprüfen welche Wertsachen ich jetzt dabei hab und welche nicht. In Lavender Hill brodelt es gerade gewaltig. Die Gangs, die eigentlich Waffenstillstand vereinbart haben, hetzen sich langsam wieder gegeneinander auf. Was auch mit den Erschossenen von letzter Woche zu tun hat. Gestern gab es auf offener Straße eine Auseinandersetzung zweier Männer und auch Jannike erzählte mir gerade eben, dass sie vorhin auf dem Weg zur Schule eine Schlägerei in einem Court mitbekommen hatte, bei der einer der Beteiligten wohl eine Verletzung im Gesicht davon getragen hat. Daher kann ich hier nicht einfach mal im Sonnenuntergang am Strand nach einem langen Arbeitstag eine schöne Runde laufen gehen. Zumindest auf der Seite auf der ich wohne, ist daran nicht zu denken. Gestern erst erreichte uns die dringliche Neuigkeit, dass wir nicht mehr an den Strand „Sunset“ in Muizenberg sollen, vor allem nicht alleine. Etliche Frauen wurden da in letzter Zeit brutal überfallen und liegen teilweise mit schwersten Verletzungen im Krankenhaus. Aus diesem Grund kann ich „leider“ nicht optimal für den Maisels Fun Run in Bayreuth trainieren - aber dafür kann ich jetzt ein paar südafrikanische Fußballtricks ;)

Jetzt geht’s aber erst einmal weiter mit den Vorbereitungen für Samstag!

Bafana Bafana!